Kira Xonorika, 'Teleport us to Mars'' (2022) Installation at the Ford Foundation Gallery. Exhibition ''What Models Make Worlds: Critical Imaginaries of AI'' curated by Mashinka Hakopian and Meldia Yesayan. New York. NYC. Photo by Sebastian Bach.

Mensch-Maschine-Residenzprogramm 2025

Das E-WERK Luckenwalde, die JUNGE AKADEMIE der Akademie der Künste, Berlin, und die E.ON Stiftung freuen sich bekanntzugeben, dass die Künstler:innen Assem Hendawi, hn. lyonga in Zusammenarbeit mit Safiya Yon, Emerson Culurgioni in Zusammenarbeit mit Viktor Brim und Kira Xonorika erfolgreich aus über 350 internationalen Bewerbungen für das Mensch-Maschine-Residenzprogramm 2025 ausgewählt haben.

Jede*r Stipendiat*in erhält 20.000 Euro sowie einen Atelierplatz im E-WERK Luckenwalde oder in der Akademie der Künste, Berlin, für einen Zeitraum von drei Monaten. Das jährliche Mensch-Maschine-Programm fördert internationale (aufstrebende) Künstler*innen, die sich in ihrer Arbeit mit digitalen Technologien, dem Anthropozän und/oder Künstlicher Intelligenz im weitesten Sinne auseinandersetzen. Es richtet sich an jene, die die westliche Erzählung von "Fortschritt" sowie problematische Dualismen von "natürlich" und "künstlich" hinterfragen und neue Ideen für Muster, Erzählweisen und Ansätze einer Welt mit Maschinen entwickeln. Zudem erforschen sie dringliche Aspekte der heutigen Gesellschaften und des Planeten und verwandeln ihre Recherchen in ästhetisch überzeugende Formen.

Die Jury für die Stipendien setzte sich zusammen aus: Anh-Linh Ngo (Vizepräsident der Akademie der Künste, Architekturtheoretiker und Kurator), Tiara Roxanne (Künstlerin und Kulturtheoretikerin), Pia-Marie Remmers (Assistenzkuratorin, Haus am Waldsee), Sinthujan Varatharajah (politischer Geograf) und Laura Helena Wurth (Kunstkritikerin und Autorin).

Katharina Worf kommentierte: „Es war uns eine Freude, über 350 visionäre Vorschläge von interdisziplinären Künstler*innen und Denker*innen aus aller Welt zu sichten und diese herausragenden Künstler*innen für das Jahr 2025 auszuwählen. Es war tief inspirierend zu beobachten, mit welcher Achtsamkeit sie sich wichtigen Themen wie Ökologie, Wirtschaft, Philosophie und dem zukünftigen ethischen Leben widmeten. Wir fühlen uns geehrt, einen Residenzraum zu schaffen, der Inklusivität fördert und indigene ökologische Perspektiven integriert. Gemeinsam wollen wir ein unterstützendes Umfeld für Künstler*innen in Luckenwalde und Berlin kultivieren – eines, das ihre Karrieren stärkt, kreatives Wachstum fördert und bedeutungsvolle Dialoge innerhalb unserer Gemeinschaft und darüber hinaus anstößt.“

Mensch-Maschine Stipendiat*innen:

Safiya Yon ist eine Künstlerin im Bereich der sozialen Praxis und Beraterin für psychische Gesundheit in der Gemeinschaft. Durch die Verbindung von narrativer Therapie, künstlerischer Forschung, Ahnen-Erinnerung und kollektiven Pflege-Interventionen schafft sie Raum, um (neo-)koloniale Wunden zu transformieren und den Boden für afrofuturistische Imaginationen zu bereiten. Yon hat an verschiedenen Institutionen wie der Folkwang Universität der Künste, der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Schauspielhaus Dortmund gemeinschaftliche Pflege-Interventionen durchgeführt. 2024 kuratierte sie die Ausstellung Rituals of Regulation im Neuen Kunstverein Wuppertal und ist derzeit Stipendiatin am Filmhaus Köln sowie im NEW CURATORS-Programm der Akademie der Künste der Welt.

hn. lyonga ist ein Schwarzer, queerer, interdisziplinärer Künstler, Dichter und Kurator. "Ich lebe und arbeite in Berlin: Ich habe auch an anderen Orten gelebt – und sie sind noch immer präsent in meinem Körper, meinen Schriften und in meinem Leben in der Diaspora. Ich bin nicht allein hier angekommen. Ich stehe auf den Schultern anderer. Mein Werk konzentriert sich auf das Schreiben und Geschichtenerzählen als eine essenzielle Form der Nachbarschaft und auf die Auseinandersetzung mit Fragen der Migration, die historisch kolonisierten und marginalisierten Gemeinschaften betreffen." hn. lyonga ist derzeit Mitkoordinator*in von BARAZANI.berlin – Forum Kolonialismus und Widerstand und Mitglied des Field Narratives Collective, wo er an Konzepten zu ländlichen Biografien sowie transgenerationalem und interkontinentalem Storytelling arbeitet.

Während des Mensch-Maschine-Stipendiums wird das Duo über die indigene afrikanische Technologie der Lukasa Memory Boards reflektieren, die ein Archiv der Wissensschätze und Geschichten des Luba-Volkes enthalten. Ihr Ziel ist es, diese Technologie zu einem heiligen, trans-digitalen Ahnenarchiv auszubauen, das Spuren von schwarzem und indigenem Leben sowie Überlebensstrategien aufzeichnet. Durch digitale Sonnensysteme und kosmische Zeitzonen wandernd, wird die mit Ahnen-Algorithmen verschlüsselte Erinnerungsdisk ein offenes und fortlaufendes Wissensportal, das an zukünftige Generationen weitergegeben werden soll, die Lichtjahre von unserer heutigen Zeit entfernt leben.

Sie sagten: „Wir freuen uns sehr, für das Mensch-Maschine-Stipendium 2024/2025 ausgewählt worden zu sein. Diese Residenz ermöglicht es uns, über westlich-koloniale Perspektiven auf Technologie hinauszugehen und indigene Wissenssysteme in den Mittelpunkt zu stellen. Wir möchten Kartografien schaffen, die unsere Identitäten und Bewegungen artikulieren, die Geschichten und Erfahrungen verewigen, die uns geprägt haben, und dabei auf unsere gemeinsamen Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünfte reflektieren.“

Viktor Brim ist ein Künstler und Filmemacher, dessen Arbeit die Ontologien filmischer Räume, urbane Phänomene und das Konzept von Macht erforscht. Sein Fokus liegt auf der physischen Manifestation von Machtstrukturen und ihrer räumlichen und territorialen Ausdehnung. Brim verbindet dokumentarische, forschende und analytische Ansätze mit der sinnlichen, ästhetischen und greifbaren Qualität von Bewegtbild und Installationselementen. Besonders interessiert ist er daran, konkrete Diskurse und Ideologien nachzuzeichnen, die in materiellen Formen sichtbar werden.

Emerson Culurgioni Künstler und Filmemacher, dessen Arbeiten die Wechselwirkungen zwischen industriellen Strukturen, räumlichem Wandel und sozioökonomischen Machtverhältnissen untersuchen. Sein Schwerpunkt liegt darauf, wie sichtbare und unsichtbare Einflüsse physische, digitale und soziale Räume transformieren. Culurgioni kombiniert dokumentarische und essayistische Ansätze, um ästhetische und strukturelle Verflechtungen von Macht und Ressourcenkontrolle zu analysieren. Seine Filme LEUNA, HABITAT, LA DUNA und AUSBEUTUNG wurden in Ausstellungen und auf internationalen Festivals gezeigt.

Gemeinsam werden sie eine neue Installation schaffen, die dokumentarisches Material, 3D-Simulationen und 3D-gedruckte Objekte integriert.

Kira Xonorika (*1995) ist eine*r Künstler*in, Autor*in und Futurist*in, deren Arbeit sich mit Technowissenschaften, Souveränität, Zeitlichkeit, Weltaufbau, Ökologie und Magie beschäftigt. Zu ihren Auszeichnungen, Residenzen und Stipendien gehören das Hyundai Artlab,Dreaming Beyond AI, Momus, Eyebeam, das Salzburg Global Seminar und Ars Electronica. Ihre Texte wurden unter anderem bei e-flux, C Magazine und der Cambridge University veröffentlicht. Ausstellungen umfassen die Ford Foundation Gallery, arebyte, die Honor Fraser Gallery sowie das Roy and Edna Disney CALARTS Theatre. Kira ist außerdem Gründer*in und Kurator*in der ersten Residenz Südamerikas, die sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt: dem Future Memory Lab.

Während der Residenz wird Xonorika den Film "Deep Time Dance" weiterentwickeln, der makrokosmische Verbindungen, spekulative Terraformationen und Tanz erforscht. Der Film schafft eine Welt, die von der Guaraní-Kosmologie und dem Two-Spirit Indigenous Futurism inspiriert ist, wobei Freude, Vergnügen und Bewegung im Mittelpunkt stehen. Die Künstler*in wird außerdem eine Skulptur erschaffen, die im Dialog mit dem Film steht. Diese Werke untersuchen das Potenzial von KI, die Ahnenintuition als Form der Re-Indigenisierung zu kultivieren, und revitalisieren dabei Welten, somatisches Wissen sowie symbolisches Gedächtnis, Spiritualität und Technowissenschaften.

Assem Hendawi (geb. 1989) ist ein Künstler, der hauptsächlich mit Stand- und Bewegtbild sowie Text arbeitet. Mit einem konzeptionellen Ansatz nutzt Hendawi eine visuelle Sprache, die verschiedene gesellschaftliche und politische Themen aufgreift. Seine Werke schaffen fiktionale und erfahrbare Universen, die sich erst nach und nach entfalten. Durch die selbstreferenzielle Untersuchung von Sprache entstehen intensive, persönliche Momente voller Regeln und Auslassungen, Akzeptanz und Ablehnung, die die Betrachter*innen in endlose Kreise führen. Die daraus entstehenden Arbeiten werden so weit dekonstruiert, dass Bedeutungen sich verschieben und Interpretationen vielschichtig werden. Indem Hendawi scheinbar unvereinbare Welten zu einem neuen Universum verschmilzt, konzentriert er sich auf Ideen wie „öffentlicher Raum“ und Räume, die sein könnten oder noch entstehen werden: der nicht-private Raum, der virtuell besessene Raum, Raum, der durch Vorstellungskraft zugänglich wird. Seine Werke beschäftigen sich oft mit Architektur und Systemen. Raum und Landschaft werden auf weniger offensichtliche Weise untersucht und manchmal auf absurde und abstrakte Art entwickelt. Derzeit lebt und arbeitet er in Ägypten.

Er sagte: „Das Mensch-Maschine-Stipendium bietet den notwendigen Raum, damit meine Recherchen und Fragen wachsen und sich weiterentwickeln können. Es erlaubt mir, ein neues Werk – *Fables and Forecast* – in einem organischen Prozess zu erarbeiten, während ich durch komplexe Kontexte von Zukunft und Macht navigiere. Dieses Stipendium schafft genau das Umfeld, das dieses Projekt braucht, um seine volle Tiefe zu erreichen.“